Permakulturprinzipien auf der Seite von Andreas Holzers Krameterhof, die wir sehr sinnvoll finden:

"Mit der Natur arbeiten, nicht dagegen

Wir Menschen sind Teil der Natur und stehen nicht außerhalb des Systems. Wenn wir gegen "die Natur" arbeiten, arbeiten wir auch gegen uns selbst. Unser Ziel ist daher, die natürlichen Abläufe zu erkennen und für die eigenen Zwecke zu nutzen, ohne sie dabei auszubeuten. Natürliche Systeme basieren auf Wechselwirkungen. Einseitige Beziehungen sind hingegen meist nur von kurzer Dauer.

Ressourcen sparsam und effektiv nutzen

Wie alle Lebewesen sind auch wir zu Gast auf dieser Erde. Viele waren vor uns da und viele werden noch folgen. Wir empfinden es als unsere Pflicht, ressourcen- und umweltschonend zu agieren. Nicht nur, um folgenden Generationen eine "vollwertige" Erde zu hinterlassen und ihnen ein lebenswertes Dasein zu ermöglichen, sondern auch aus Achtung vor dem Selbstwert der Natur.

Vielschichtig nutzbare Systeme aufbauen

Wie in der Natur gilt auch in der Wirtschaft: "Vielfalt stabilisiert das System". Vielfalt schafft aber auch Lebensraum und Entwicklungsmöglichkeiten. Das Prinzip ist denkbar einfach und für viele doch so schwer zu verstehen: Abdeckung jeder Funktion durch mehrere Elemente und Mehrfachnutzung jedes Elements. Wir legen größten Wert auf die Vielseitigkeit unseres Betriebs und die damit verbundene Flexibilität, sich auf geänderte Rahmenbedingungen einstellen zu können. Dabei ist es für uns besonders wichtig, niemals das Risiko einer einseitigen Spezialisierung einzugehen, sondern immer mehrere Betriebszweige als Standbeine zu haben - die Natur macht es uns vor.

Landwirtschaft wörtlich nehmen

Wenn heute in Europa in fabriksähnlichen Hallen unter "Zuhilfenahme" von Tieren Fleisch oder Milch produziert wird, kann man eigentlich nicht mehr von Landwirtschaft sprechen, sondern nur noch von einer völlig naturfremden industriellen Produktion. Die benötigten Futtermittel kommen meist nicht vom eigenen Hof, sondern stammen vielfach von anderen Kontinenten. Hier setzt sich die Spirale fort: Diese Futtermittel spiegeln nicht die dort vorhandenen Ressourcen wieder, sondern sind das Produkt synthetisch hergestellter Düngemittel und künstlicher Bewässerung. All das geschieht auf Kosten künftiger Generationen. Denn um heute preisgünstig produzieren zu können, werden die Ressourcen Boden und Wasser großflächig durch Übernutzung ge- und zerstört. All das hat mit Landbewirtschaftung nichts zu tun, es ist Landverbrauch. Uns ist es wichtig, das eigene Land zu bewirtschaften -  und zwar so, dass es dauerhaft fruchtbar bleibt.

Tiere verantwortungsvoll behandeln

Wir sehen es als Selbstverständlichkeit an, Haus- und Nutztieren ein ihrem Wesen und ihren Ansprüchen entsprechendes Leben zu ermöglichen. Dies bedeutet eine artgerechte Haltung mit ausreichendem Platzangebot und der Möglichkeit, angeborene Verhaltensweisen ausleben zu können. Kurzum: es liegt in unserer Verantwortung, dass sich unsere Tiere wohlfühlen. Nur dann hat man gesunde und glückliche Tiere und dies ist auch die Voraussetzung für hochwertige und gesunde Lebensmittel.

Autonomie bewahren

Wir sind der Meinung, dass Spezialisierung und Industrialisierung die größten Probleme der Landwirtschaft sind. Viele Betriebe wurden zu reinen Zulieferern der Lebensmittelindustrie degradiert. Unabhängig von ethischen und moralischen Bedenken schafft dieses System auch enorme Probleme für den Bauernstand. Aufgrund finanzieller Abhängigkeiten durch hohe Fremdkapitalraten, Lieferverträge etc. können vielfach kaum mehr eigenständige Entscheidungen getroffen werden. Eines unserer wichtigsten Prinzipien ist daher, die Autonomie zu bewahren. Wir wollen unabhängig bleiben und uns den Luxus bewahren, freie Entscheidungen treffen zu können.

Individualität und Einzigartigkeit achten

In der Permakultur sind Individualität und Kreativität ausgesprochen wichtig. Durch die Rücksichtnahme auf die Unterschiede in den äußeren Gegebenheiten, aber auch auf die persönlichen Vorlieben, Bedürfnisse und Lebensstile, sehen Permakulturlandschaften überall anders aus und geben Raum, sich selbst und seine Visionen zu verwirklichen. Nur wenn man seine Arbeit liebt, ist man gut darin. Das gilt im besonderen Maße für die Landwirtschaft.

Vorteile und Fähigkeiten erkennen

Jeder Mensch hat gewisse Talente und Fähigkeiten, die manchmal recht offensichtlich sind, manchmal jedoch erst entdeckt oder geweckt werden müssen. Dasselbe gilt auch für das eigene Land. Jede Fläche und jede Region birgt gewisse Potenziale. Es liegt an uns, diese Potenziale zu erkennen, geschickt zu nutzen und aus den gegebenen Voraussetzungen das Beste zu machen.

Altes Wissen bewahren, traditionelle Kulturtechniken integrieren

Wir sind davon überzeugt, dass es auch heutzutage unzählige Einsatzmöglichkeiten für traditionelle, fast vergessene Kulturtechniken gibt. Früher konnten die meisten landwirtschaftlichen Betrieben weder Energie noch "Produktionsmittel" wie beispielsweise Futter in großem Stil von außen zuführen. Misserfolge bei der Bewirtschaftung des eigenen Landes konnte man sich nicht leisten. Außerdem durfte man nicht über die Verhältnisse leben - Nachhaltigkeit war eine existenzielle Notwendigkeit und keine Modeerscheinung. Als aufmerksamer Beobachter kann man sich bei der Betrachtung traditioneller Kulturlandschaften unzählige Anregungen für die Lösung gegenwärtiger Probleme in der Landwirtschaft holen. Die meisten in der Permakultur verwendeten Techniken sind keine neuen Erfindungen. Es handelt sich dabei oft um die Neuentdeckung oder Rekombination bekannter Methoden. Es geht jedoch dabei nicht darum, die Vergangenheit unreflektiert zu glorifizieren. Früher war bestimmt nicht alles besser. Wir sollten jedoch bewährte Systeme in die heutige Zeit übertragen und unseren Bedürfnissen anpassen.

Alte Sorten und Rassen erhalten

Durch jahrtausendelange Selektion konnte der Mensch Kulturpflanzensorten und Haustierrassen züchten, die an lokale Bedingungen wie Klima- und Bodenverhältnisse angepasst sind, besonders gut schmecken oder andere spezielle Eigenschaften aufweisen. Die verschiedenen Sorten und Rassen sind auch Ausdruck der unterschiedlichen Vorlieben der Menschen und der Freude an Abwechslung. Diese Vielfalt ist jedoch in Gefahr. Es ist bekannt, dass der Saatguthandel zu großen Teilen in der Hand einiger weniger global agierender Großkonzerne ist. Ihr Streben gilt der Profitmaximierung, nicht der Erhaltung der Biodiversität. So werden nur jene Sorten angeboten, die die Kassen dieser Konzerne klingeln lassen. Bauer zu sein, ist einer der kreativsten Berufe überhaupt. Lustvolles Arbeiten mit und in der Natur braucht jedoch Entfaltungsspielraum. Lassen wir uns den Schatz der Vielfalt und das Recht auf Wahlfreiheit nicht nehmen!

Übrigens: Die genetische Vielfalt, die die (noch) unzähligen Sorten und Varietäten bergen, ist zudem unsere beste Versicherung für die Zukunft - mit oder ohne Klimawandel.

Vorausschauend agieren, nicht resignieren

Ressourcenausbeutung, Massentierhaltung, Energieverschwendung und zahllose weitere verantwortungslose Tätigkeiten des Menschen sind bekannt. Nun heißt es, nicht in das gängige Jammern, Resignieren und Negativdenken einzustimmen, sondern anzupacken und Positives zu bewirken.

Nischen finden

Wie bei jedem landwirtschaftlichen Betrieb in Mitteleuropa liegt auch in der Permakultur die wirtschaftliche Herausforderung zum Großteil in der Vermarktung, nicht in der Produktion. Der Handel versucht stetig, die Preise für die landwirtschaftliche Urproduktion ins Absurde zu drücken. Einige Bauern glauben noch immer, dass der Preisverfall nur über gesteigerte Produktion abgedeckt werden kann. Den meisten Produzenten ist mittlerweile jedoch bewusst, dass dieser Weg auf Dauer nicht gut gehen wird. Wie lautet eine Alternative? Indem die Produzenten sich nicht mehr vom Handel treiben lassen, sondern ihre Geschicke selbst in die Hand nehmen. Ist man in der Lage, seine Produkte gut zu vermarkten, kann man auch von seinem Betrieb leben, egal ob Permakultur oder "konventionell bio". Wir schaffen uns dafür den Markt durch Konsumentenbildung selbst. Zudem lassen wir uns nicht vorschreiben, was wir zu produzieren haben, sondern sind ständig auf der Suche nach neuen, innovativen Ideen und Produkten.

Hochwertige Lebensmittel für die Selbstversorgung erzeugen

Die Versorgung mit gesunden und hochwertigen Lebensmitteln ist für uns der größte  Luxus und das größte Privileg, den unser Berufsstand mit sich bringt. Manchmal bekommen wir von Berufskollegen zu hören, dass man sich dieses oder jenes Lebensmittel "ja ohnehin viel billiger im Supermarkt kaufen kann, als es selbst zu produzieren". Wir sind jedoch der Meinung, dass selbst erzeugte Lebensmittel uns eine Qualität und eine Produktsicherheit bieten, die man sich um kein Geld der Welt kaufen kann. Allein die Auseinandersetzung mit Anbau und Veredlung ist unendlich wertvoll. Daher versuchen wir, soviel wie möglich selbst zu erzeugen. Auch wir schaffen natürlich nicht alles, aber wir versuchen uns ständig zu verbessern. Und was wir nicht selbst herstellen können, wird am liebsten regional, wenn möglich beim Nachbarn, zugekauft oder noch besser: getauscht."

Quelle: http://www.krameterhof.at/cms60/index.php?id=50

Karnivore Pilze:

Ich finde seit Jahren das Universum des Bodenlebens immer viel spannender als Informationen über Hubschrauberdronen  auf dem Mars die ein Auto filmen, das Bodenproben in Plastiktüten füllt und dann für zukünftige Marsmissionen als Säckchen hinterlässt. Als Betrieb der auch in der Fleischproduktion tätig ist, beschäftige ich mich auch seit Jahren mit Tierwohl und Überlegungen, wie der richtige Weg aus der Masssentierhaltung heraus aussehen könnte. Wenig Fleisch essen, die Tiere wieder auf die Weiden bringen und Haltungsformen auf kleinen Höfen unterstützen ist aus meiner Sicht der richtige Weg.

Eine vegane Landwirtschaft ist weitgehend denkbar (siehe zum Beispiel den ökoveganen Landbau).

Allerdings sind die Wechselwirkungen in unseren Ökosystemen so weitgehend, dass zum Beispiel hunderte von Pilzarten Techniken entwickeln, um Fadenwürmer zu fangen und zu verspeisen, so dass sie in der Erde Netze auslegen, Fallen stellen und wenn der Wurm kommt, die Falle zuschnappen lassen und ihn dann verspeisen.

Video: Nematophage Pilze. 

 

 

  Stefan Mekiffer beschreibt einen neuen Weg zu einem "Überfluss", der ein Gegenmodell zu dem Wirtschaftsprinzip der Knappheit darlegt am Beispiel der Waldgartenidee, die er sich bei Martin Crawford anschauen konnte und die er in seinem Haus in der Nähe von Bad Arolsen realisieren will. In diesem veränderten Weg, dem eigenen Tun  liegt nach Mekiffer die zentrale Veränderung: "Auch Sie haben bestimmt schon dazu beigetragen, die Maschine aufzuhalten, wenn Sie gegen Fracking protestiert, Bio gekauft oder einen blöden Job geschmissen haben. Sie haben dadurch ein Stück unseres Reichtums bewahrt - danke dafür, und nur Mut! Sehen Sie, so sieht eine kollektive Richtungsänderung aus: eine Bewegung ohne Führer, ohne Plan und Hierarchie, die niemand kommen sah und die alles bewegt. All das geschieht bereits.

Wenn Sie das immer noch für naiv halten, lieber Leser, weil sie sich und mich für machtlos halten, dann unterschätzen Sie uns. Wir Kleinen sind der Schwarm, der die Maschine bildet. So wie jeder Fisch im Ozean letzlich vom Plankton abhängt, das die kleinen Fische fressen, die die großen Fische fressen, sind die Kleinanleger die Geldquelle der Märkte, hängen an unserer Arbeit, unserem Konsum, jede Bank, jedes Unternehmen, alles Geld der Welt. Weil wir so viele sind, sind wir so mächtig. Überdenken Sie Ihre Wege und ändern Sie sie, wenn nötig und möglich. Schöpfen Sie einen sinnvollen Lebenstil, tun Sie etwas Schönes, Bereicherndes, Wirkliches, und die Welt wird Ihnen folgen (Mekiffer 2016)."

 Quelle: Mekiffer, S. (2016). Warum eigentlich genug Geld für alle da ist. München: Carl Hanser Verlag.

 

weitere links

http://www.slowfood.de/

 

http://www.bund-lemgo.de/oekologische_landwirtschaft.html

 

http://www.ithaka-journal.net/terra-preta-modell-einer-kulturtechnik

 

https://boden-burnout.shorthandstories.com/kapitel-4-wiederbelebt/

Multimediale aktuelle (Januar 2024) Darstellung mit sehr schönen Grafiken und Hintergrundinformationen zu unseren Aktivitäten und Bezügen etwa zu Andrea Beste und Anita Idel, der Problematik des Begriffs der regenerativen Landwirtschaft, den Schritten zu einer pfluglosen Landwirtschaft ohne Glyphosat und Co. und Kunstdünger! Der Link geht auf das vierte Kapitel, dort gibt es aber auch die Verbindung zu den ersten drei sehr lesenswerten Kapiteln, Einsteiger sollten unbedingt das erste Kapitel anschauen.

 

 

 

Die Klima-Gärtnerin (Florence Nishida) in der TAZ vom 3.1.22 über die zahllosen und liebevoll gepflegten kalifornischen Rasenvorgärten: "Sie verwenden so viel Zeit und Energie damit, dieses Gras zu wässern. Dann mähen sie es, und was tun sie dann mit der schönen Ernte? Sie werfen das Gras in die Tonne und fangen wieder von vorne an."

 

Alte Texte deren Inhalt neu eingefügt werden soll:

In 2017 unterstützten wir auf der Landesgartenschau in Bad Lippspringe als Mitglied des Naturgarten e.V. zusammen mit dem NABU die Anlage eines Naturgartens.

* Bau eines Gewächshauses und einer Scheune

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Detlev Ueter (2018). Lamm und Zicklein - Nose to tail. Ulmer

Das Titelbild finde ich in zweierlei Hinsicht widersprüchlich zu der übermittelten Botschaft. Das dargestellte Schaf bezeichnet die klassischen Teilstücke mit Namen und gerade weder "Nose" noch "tail" und nimmt man den Titel ernst, geht es auch "nur" um die vollständige Verwertung des sehr jungen Schafes, eben in seiner jugendlichen Form.   Der Anspruch alle Teile zu benutzen ist überfällig und wir müssen Märkte entwickeln, die das ganze Tier vor Ort verwerten. Das ganze Tier ist nur eben nicht nur in seiner iuvenilen Form ganz zu verwerten, sondern wir brauchen auch nose to tail Gewohnheiten für die Schafe, Böcke und alternden Muttertiere, die über Praktiken hinausgehen hier nicht brauchbare Teile in den Rest der Welt zu verschachern und dort die Märkte zu destabilisieren.

Es bleibt bei der Betrachtung des Marktes aber vor allem die Aufgabe, bei den Verbrauchern die Lust auf alle Teile zu entfachen, so dass eine stabile Praxis entsteht, die eben nicht dazu führt, dass Teile vom Händler verworfen werden müssen oder in der Gefriertruhe vergammeln.

Agroforstbereiche, Hecken und Obstwiesen die wir angelegt haben als "Kühlrippen" für die Landschaft einzuführen.