Die neue Fläche: Agroforst, Keyline, Wasserretention als angewandter Klimaschutz

Entwicklung eines Agroforstsystems mit Keylines zur Wasserretention,  Erosionsschutz, Erhöhung der Artenvielfalt, Klimaschutz in der Gemeinde Schlangen

"Was abgeben können...": Den Boden als Ressource stabilisieren und entwickeln am Beispiel der neuen Ackerfläche 'Am Bohmsweg'

Ökologische und aufbauende Landwirtschaft steht vor der Herausforderung weitestgehend ohne externe Ressourcen landwirtschaftliche Flächen als Ressource aufrecht zu erhalten und/oder zu verbessern und gleichzeitig möglichst viele Menschen mit Lebensmitteln zu versorgen. Eine Alternative zur "guten landwirtschaftlichen Praxis" in der Ressourcen wie Gas (z.B. werden mehrere Kubikmeter Erdgas in Dünger umgewandelt und jährlich auf den Hektar ausgebracht) oder Urwald auf der Südhalbkugel (für die Fütterung der Tiere in der konventionellen Landwirtschaft wird Urwald abgeholzt, um Soja zu produzieren). Diese Liste lässt sich beinahe endlos weiterführen und unsere Böden werden auf Kosten unserer Lebensgrundlage Planet Erde ausgelaugt.

"Was abgeben können" ist für uns sinnvoll, wenn der Boden für uns genug hergibt, wir ihn im Laufe unserer Arbeit aufrecht erhalten und überall wo es geht verbessern und alles was wir als Überschuss erzeugen können, an unsere Kunden weitergeben. 'Semisubsistenzwirtschaft' gilt für uns dabei als wirtschaftliche Grundlage und 'ökologische bzw. aufbauende Landwirtschaft' und 'Permakultur' bzw. 'Waldgarten' als zukunfts- und wertorientierte Orientierungsgrundlage. "Was abgeben können" ist dann auch ein persönlicher und sozialer Auftrag.

 

 

Agroforst, Keyline-design
Agroforst, Keyline-design

Die blau umrandete Fläche des ersten Bildes, ist der Zustand den wir vorgefunden haben. Im Jahr davor hat der Pächter noch bei der Einsaat zentnerweise Boden in die Luft gewirbelt, so dass über dem gesamten Ort eine riesige Staubwolke zu sehen war.

Auf  3,2 Hektar werden wir diesmal einen sehr verdichteten Acker und eine Wiese klimawandelangepasster entwickeln, indem wir Aspekte des keyline-design, Agroforstsystemen und Erkenntnissen zum Umgang mit dem Klimawandel nutzen, um Erosionsschäden und Wassermangel zu verringern und das Mikroklima zu verbessern, den Boden zu entwickeln, eine höhere Biodiversität und eine angepassstere  Flora und Fauna  zu erreichen, was dann Erträge ermöglicht, die unabhängiger von längeren Trockenphasen werden (my promise on mother earth).

Im Unterschied zu der ausgeräumten Ackerfläche auf dem Hassel, bei der wir 2009 mit dem 'Lineal' die Fläche aufgeteilt haben und unterschiedliche Bereiche entwickeln konnten, realisieren wir -wie auf dem Bild hier auch schon zu sehen ist-  auf der neuen Flächen vor allem die Höhenlinien und damit potentiell die Leitung von Wasser in die Entwicklung der Binnenstruktur der Fläche einbeziehen. Oben auf der Ackerfläche und rechts das Dreieck haben wir in 2021 mit Zwischenfrüchten eingesät. Daneben und darunter trennen wir höhenlinienorientiert Weidefläche zunächst mit Ackergas ab und ergänzen an den Höhenlinien (siehe Bild darüber) im Laufe des Jahres Obstbäume, Elsbeeren und Esskastanienn (38 Obstbäume, 2 Elsbeeren, und 2 Esskastanien). Die Obstbäume erhalten in der Keyline dann auch noch Essbare Ölweiden als stickstoffsammelnde Nachbarschaft, so dass Stück um Stück eine sich verbindende und ergänzende Pflanzengemeinschaft entsteht., die wir beernten können die die Landschaft aufrauht, die den Grundwasserstand verbessert und die Erosion und Abführung von Wasser verhindert. Zuletzt führen wir an 2 Stellen jetzt auch schon Regenwasser in die Fläche, so dass wir auch hier die Wasserversorgung verbessern und gleichzeitig Wasser als Hochwasserschutz zurückhalten. Agroforst, Gemeinde Schlangen, Nachhaltigkeit, Wasserretention, Klimawandel, Klimaschutz

 

 

Projekt Wasserretention
Projekt Wasserretention
Boden gut machen
Boden gut machen

Zentrale Blickfang der neuen Fläche ist die von Norden nach Süden Wiese und Acker trennende Baumreihe mit über 50 großkronigen Laubbäumen, die vor allem von Feldahorn und dazwischen gepflanzten Haselnusssträuchern geprägt ist. "Permakultur ist ein Konzept, um multifunktionale Ökosysteme mit essbaren Erträgen zu schaffen, bei denen ein besonderer Fokus auf echter Nachhaltigkeit und Sozialverträglichkeit liegt (Gampe, J., 2016, S. 9). " Was funktioniert noch, wenn wir längst nicht mehr diese Fläche entwickeln? Deshalb fangen wir neben ersten Änderung in der Ackerfläche damit an zu entdecken, wer es denn schon recht lange dort aushält und da ist an erster Stelle diese Baumreihe. In den Wochen dieses Jahres portraitieren wir deshalb Woche um Woche die großen Bäume in dieser Reihe auf unserem Instagram account 'waldgartenemkental' und begleiten sie so durch das Jahr, zeigen Besonderheiten des Lebensraums und Möglichkeiten der Entwickung auf.

 

Der erste Baum der Reihe am nördlichen Ende, ein Feldahorn steht an einem Entwässerungsgraben, der seit dem wir diese Fläche beachten kein Wasser führt. Das Wasser  fließt auf der Straße ab und der Kantenbewuchs verhindert den Abfluss in den Graben. Eine erste Änderung sieht man schon unten rechts im Bild, wo wir die Graskante entfernt haben. ‚Ölsberge‘ -der Flurname- ist ein Hinweis darauf, das hier das Wasser, dass der Berg nach Regenfällen nicht halten kann zu Tage tritt und aus dem Berg ‚ölt‘.  Der Bauer, der die Wiese genutzt hat, hat auch deshalb die Einfahrt zur Wiese stark mit Schotter und ähnlichen Materialien verfestigt und der Entwässerungsgraben ist auf dieser Straßenseite nicht ohne Grund entstanden und auf der anderen Straßenseite schon eingeebnet. Unterhalb des Baumes entsteht dort fast eine Senke.  Eine Ort, den wir in Zeiten des Wassermangels und ganz anders als in der Zeit unserer Vorgänger, besonders im Blick halten werden. Keyline-Design und die Anpflanzung von Hecken um den Acker herum, kann diesen Ort hinter unserem ersten Baum  zu einem Teil des Geländes werden lassen, der lange im Jahr feucht ist. Der Ahorn ist zu allen Seiten hin auch im unteren Bereich verzweigt und zeigt besonders zur Straße hin eine fein verzweigte Krone und eine starke Mast.

 

 

 

 

 

Beim dritten Baum zeigt sich dann in der dritten Woche des Jahres die erste essbare Wildpflanze das Weinberglauch. „Der Weinberg-Lauch wächst als ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 30 bis 50, selten bis zu 70 Zentimetern. Die bläulichgrünen, kahlen, hohlen und vor allem zur Spitze hin röhrigen Laubblätter sind fast stielrund und an der Oberseite engrinnig (Quelle: Wikipedia)“.  Stengel und Brutzwiebeln schmecken nach Knoblauch. Die Stengel sind weniger zart im Vergleich zum Gartenschnittlauch und ergeben deshalb im Kräuterqurk auch eine andere Konsistenz, so dass ich das Weinberglauch in der Küche feiner schneide.

 

 

 

 

 

 

 

Der dritte Baum, wie viele in der Reihe ein Feldahorn zeigt eine schöne Krone und viele Astaustriebe an der Basis.  Hier entsteht die Basis für die erste Baumreihe (vor allem Apfelbäume und eine Esskastanie) entlang einer Höhenlinie, so dass Oberflächenwasser über die komplette Feldbreite in Richtung  auf unsere Baumreihe geführt wird, um eine bessere Versorgung  des Ackers mit Wasser bei Trockenheit zu gewährleisten. Erreicht wird das indem die zu pflanzende Baumreihe die Höhenlinie so durchschneidet, dass das Wasser vom Feldrand in Richtung auf die Baumreihe geleitet wird und nicht direkt auf den Entwässerungsgraben zugeführt wird.

 

Diese Änderung auf dem bislang konventionell genutzten Acker erzeugt aktuell schon ganz viel Aufmerksamkeit, wenn wir etwa mit dem Laser die Höhenlinie im Gelände ausmessen und mit Stäben kennzeichnen.  Wir freuen uns schon sehr auf die ersten neugierigen und vermutlich auch verständnislosen Nachfragen, wenn wir von Keyline-Design, Agroforst, Permakultur und aufbauender Landwirtschaft erzählen und ganz besonders auf das erste Satelliten-Foto, das die Abkehr vom Afrika-Design zeigt, wenn Besatzer die Grenzen von Lebensräumen nur mit dem Lineal ziehen.  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zwischenfrüchte, Ackerbau
Zwischenfrüchte, Ackerbau
Keyline-Design, Permakultur, Agroforst, Projektentwicklung
Keyline-Design, Permakultur, Agroforst, Projektentwicklung